Impulse
erzählt von Themen, Ideen, Menschen.
Wie wir lernen, verschiedene Perspektiven einzunehmen und Zeit zu finden.
Zeit für Agile Mutterschaft
Wie agile Familienorganisation uns besser leben und forschen lässt
Agile Mutterschaft - ein alltagstauglicher Ansatz für (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen! Silke von der Bruck gibt uns im Gastbeitrag Impulse, wie wir mit agilen Methoden und einem agile Mindset im Alltag mit (Klein-)Kind(ern) besser leben und forschen.
Zeit zum Lesen
Deep Work von Cal Newport
Mehr Publikationen, bessere Forschung und gleichzeitig mehr Zeit, das ist das Versprechen von Deep Work. Findest Du nicht auch, dass das ein Traum wäre? Auch wenn Du zugegebenermaßen dieses direkte Zitat so nicht finden wirst, habe ich das Buch mit genau diesem Gefühl beendet. Im ersten Teil des Buches stellt Newport dar, warum fokussiertes Arbeiten wertvoll, rar und bedeutungsvoll ist. Im zweiten Teil beschreibt Newport vier Regeln, wie man als Wissenschaftlerin zu fokussierterem Arbeiten kommt. Diese Regeln sind deshalb auch so überzeugend, weil Newport selbst ein publikationsstarker Wissenschaftler ist. Das Buch ist es wert gelesen zu werden, weil Du es mit dem guten Gefühl zur Seite legen wirst, dass Du diesem Traum etwas näher gekommen bist.
ZUM WEITERLESEN:
Newport, Cal: Deep work: Rules for focused success in a distracted world. Hachette UK 2016
Zeit zum wohlfühlen
Wohlbefinden
Geht es Dir nicht auch so, dass Du Dich im hektischen Alltag zwischen Online-Lehre, Paper-Deadline und Kinder abholen fragst: Und das ist es jetzt? Bin das noch ich?
Was heißt aber Wohlbefinden überhaupt? Was kannst Du dafür tun und warum ist es ab und zu so schwer, sich wohl zu fühlen?
Wohlbefinden ist die Grundlage für ein zufriedenes Familien- und Arbeitsleben. Aber welche Faktoren sind relevant um sein Leben lebenswerter zu gestalten? Martin Seligman beschreibt mit dem PERMA-Modell, einer wissenschaftlich fundierten Theorie der positiven Psychologie fünf Elemente, die wesentlichen Einfluss darauf haben, was wir als gutes Leben empfindet und wie man sein Leben selbst lebenswerter gestalten kann.
Die fünf Elemente des PERMA-Modells (Seligman 2011)
Positive Emotions: Die Abwesenheit von negativen Emotionen alleine macht unser Leben nicht erfüllt. Die regelmäßige Wahrnehmung von positiven Emotionen steigert dagegen das Wohlbefinden.
- Engagement: Die Möglichkeit sich für eine Sache intensiv zu engagieren ermöglicht das Arbeiten im Flow. Daraus resultiert für uns Zufriedenheit.
- Relationship: Eine wesentliche Basis des Wohlbefindens sind unsere positiven Beziehungen, sei es in der Familie, im Beruf oder in Freundschaften. Ist es nicht wichtig, dass wir einen direkten Nutzen aus den Beziehungen erzielen. Alleine anderen nützlich zu sein führt zu mehr Wohlbefinden.
- Meaning: Wenn wir erkennen, dass die Dinge, die wir tun einen tiefen Sinn ergeben führt uns da zu mehr Wohlbefinden.
- Accomplishment: Als Menschen streben wir danach Leistung zu erbringen und uns dabei zu verbessern. Ist das Ziel erreicht fühlen wir Zufriedenheit.
Jetzt kann sich jeder selbst die Frage stellen, was das für sein eigenes Wohlbefinden bedeutet und wie man seinen Lebens- und Arbeitsalltag so gestalten kann, dass man sich am Ende des Tages mit seiner Leistung zufrieden ist.
Zum Weiterlesen:
Seligman; Peter E. P.: Flourish: A Visionary New Understanding of Happiness and Well-being, Free Press 2011
Zeit zum Nachdenken
Reframing: Neudenken ohne einen Kopfstand machen zu MÜssen
Reframing ist eine Methode aus dem neurolinguistischen Programmieren (NLP) und heißt übersetzt aus dem Englischen wörtlich etwas "einen neuen Rahmen geben". Etwas freier beschrieben geht es darum Situationen, Ereignisse und oder auch Informationen in einem anderen Zusammenhang zu sehen, als man es spontan in einer Situation tun würde. Wichtig ist diese Fähigkeit vor allem wenn bestimmte Gedanken nicht gut tun und einem ggf. lähmen voran zu kommen oder einen bestimmten Weg zu gehen.
Sowohl beim Refraiming als auch in vielen Situationen des Alltages helfen die Vorannahmen, dass jedes Verhalten in irgendeinem Kontext sinnvoll, jedem Verhalten eine Bedeutung zugeschrieben wird und dass hinter jedem Verhalten eine positive Absicht steckt.
In diesen Zusammenhang fallen viele Erlebnisse als Mutterschaftlerin, zum Beispiel die Frage fühle mich schlecht weil meine Kinder immer die letzten in der KITA sind oder sehe ich es in einem anderen Kontext. Wie, dass die Kinder Zeit mit den Erziehern haben zu dem nur noch sehr wenige Kinder da sind und die Zeit oft viel wertvoller ist, als wenn diese immer um die Gunst und die Aufmerksamkeit der Erzieher mit 10 anderen Kindern buhlen müssen.
So auch die Geschichte von Minna: „ Ich habe mich auch immer schlecht gefühlt, da die Erzieher meinten, dass es für meine Kinder zu anstrengend ist 8h in der KITA zu sein. Was ich nun sehe, ist dass die Erzieher eine viel engere Bindung zu unseren Kindern haben, da sie am Nachmittag „Quality-Time“ zusammen verbringen. Dadurch schauen die Erzieher auch am Tage ganz anders auf die beiden Kleinen.“
Dies ist ein sehr gutes Beispiel, wie man eine Sache, die man schlecht ändern kann in einem anderen Kontext sieht, also refraimed: Anstatt zu denken, dass die Kinder unter der Situation „leiden“ und sich Vorwürfe zu machen, kann man es positiv sehen und die Zeit lieber für eigene Projekte nutzen, um dann die Zeit zusammen mit gemeinsamen Projekten zu genießen.
Otto Rehagel...ist ein begnadeter Reframer. Auf die Frage, ob es ihm nicht auf die Nerven ginge, so divenhafte, komplizierte Spieler zu haben, sagte er einmal: „Spieler, die mir keine Probleme machen, kann ich nicht gebrauchen, die machen dem Gegner ja auch keine!" (Quelle: https://www.viel-coaching.de/fileadmin/Mediendatenbank/Coaching-Letter/Coaching-Letter-14-11.pdf)
In akuten Stressmomenten hat man manchmal nicht die Ruhe alles reflektiert zu refraimen. Dann gibt es eine einfache Methode, welche man anwenden kann: Die 10-10-10 Methode. Was heißt das: Frage die innerlich was du in 10 Minuten, in 10 Tagen und in 10 Wochen zu einer Situation denken wirst. So kann man ein akutes Problem relativieren und in einen neunen Kontext bringen.
Zeit für Produktivität
Produktivität durch Routinen für fokussiertes Arbeiten steigern
Während sich ohne Kinder eine geringe Produktivität meist durch mehr Arbeitsstunden lösen lässt, ändert sich das schlagartig sobald es Kinder gibt. Weiße Nächte, Wochenendarbeit, und ähnliche Maßnahmen, um unproduktivere Phasen auszugleichen sind schlicht nicht mehr möglich. Die Anzahl der Stunden für die Wissenschaft ist also durch Kindergartenöffnungszeiten, Mittagsschlafzeiten oder Termine des Partners klar vorgegeben. Obwohl es sich dabei stets um Maximalzeiten handelt, denn Kinder wachen auch mal früher auf, wenn der Postbote an der Tür klingelt oder eine Schulstunde fällt aus.
Emails schreiben oder ein Telefonat führen, geht auch irgendwie auf dem Spielplatz oder auf dem Weg in den Kindergarten. Um Ideen für neue Projekte zu entwickeln, Manuskripte zu verfassen oder Gutachten zu erstellen, brauchen wir jedoch fokussierte Arbeitszeiten. Dabei können Routinen helfen, in wirklich tiefes, nicht abgelenktes Arbeiten zu kommen. Routinen müssen vor allem eines sein, damit sie sich einschleifen: individuell. Hilfreich kann es sein, sich über vier Punkte im Klaren zu werden und entsprechend eine Routine zu entwickeln:
1. VORAUSSETZUNGEN
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit du dich wirklich konzentrieren kannst?
In welcher mentalen Verfassung musst du dazu sein und wie kannst du die erreichen? Dir spuckt die Einkaufsliste für den nächsten Kindergeburtstag im Kopf herum, aufschreiben und weglegen. Du kannst dich nicht von deinem letzten Termin frei machen? Reflektionstagebuch oder 5 Minuten Yoga mit einem tollen Youtube Video. Egal wie, schaffe für dich die Voraussetzungen, dass du mental bei deinem Thema bleiben kannst.
Was musst du inhaltlich vorbereiten, um fokussiert zu arbeiten?
Schaffe dir selbst Klarheit darüber, was du wissen musst, welche Informationen du brauchst, um fokussiert Arbeiten zu können. So etwas wie eine Schreibblockade gibt es nicht. Das bedeutet nur, dass du nicht genau weißt, was du schreiben willst. Zurück also zum Lesen, eine Leseblockade gibt es sicher nicht.
2. ORT
Definiere einen physischen Ort, an dem du fokussiert arbeiten willst. Wie sieht dieser aus? Ist es der aufgeräumte Schreibtisch im Homeoffice, der Fensterplatz im Lieblingscafé? Hilfreich kann es auch sein, etwas in diesen Ort zu investieren. Bekanntestes Beispiel ist vermutlich Joanne K. Rowling, die sich zur Beendigung des letzten Harry Potter Buches in eine Hotelsuite in Edinburgh eingemietet hat. Auch die Fahrt in die Bibliothek kann eine zeitliche Investition sein, weshalb du dir vielleicht denkst, jetzt muss ich die Zeit auch nutzen.
3. ZEIT
Apropos Zeit: Wie lang willst und kannst du dich fokussieren? Ein guter Start sind 15 Minuten volle Konzentration ohne jede Unterbrechung und dehne diese Phasen sukzessiv auf bis zu 120 Minuten bis zur nächsten Pause aus. Zu welchen Zeiten im Tagesverlauf kannst du dich besonders gut fokussieren? Lege dir deine Fokuszeiten also idealerweise in Einklang mit deinem Biorhythmus und ggf. auch mit deinem Monatsyzyklus.
4. REGELN
Welche Regeln musst du dir selbst auferlegen, um eine Ablenkung zu vermeiden? Erlaubst du dir selbst das Internet zu nutzen, dabei Snacks zu essen, aufs Smartphone zu schauen, ans Telefon zu gehen? (Mein Tipp zu allem: nein.) Wie misst du den Erfolg deiner fokussierten Arbeitsphasen? Anzahl der geschriebenen Seiten oder Minuten. Reduzierung der Striche auf deiner Ablenkungs-Strichliste?
Die Routine immer wieder zu hinterfragen und anzupassen, hilft dir am Ball zu bleiben und deine Phasen des fokussierten Arbeitens zu intensivieren und zu verlängern.